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„Gut das wir einander haben“

Altena/Nachrodt-Wiblingwerde. Abbrüche, Umbrüche. Alle ins Tal oder alle auf den Berg? Alles Durcheinander? Alles neu? Wie soll man da Ordnung ins Chaos bringen? Neustart! 

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat!“ Pfarrer Wolfgang Kube spricht dieses Psalmwort zu Beginn eines ganz besonderen Gottesdienstes wie eine Initialzündung für einen Neuanfang.

Denn der HERR hat die vielen Gaben unter seinem Geist geordnet und in seinem Namen ist in dem feierlichen Gottesdienst in der Lutherkirche in Altena in mehrfacher Weise etwas wirklich Neues auf den Weg gebracht worden. Der ‚RegionalExpress‘ (wie der Neugestaltungsprozess in der Region genannt wurde), der gut zwei Jahre zwischen den ehemaligen Gemeinden Altena, Nachrodt und Wiblingwerde gependelt ist, hat mit dem 31. Dezember 2022 seinen Zielbahnhof erreicht. Die intensive Arbeit der Arbeitsgruppe aus den Mitgliedern der jeweiligen Presbyterien, begleitet von Pfarrerin Anke Leuning, die im Rahmen des pastoralen Dienstes die drei Gemeinde im Übergang berät und begleitet, hat nun ein Ende gefunden. „Der Herr behüte deinen Ausgang und deinen Eingang …“, sagt das Psalmwort am Ende für den Übergang. Nun kann neue Fahrt aufgenommen werden. „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu“, singt nicht nur die Gemeinde voller Inbrunst und Hoffnung, sondern da sind seit dem 1. Januar 2023 die drei Gemeinden als neue vereinigte Gesamtgemeinde unter dem Namen: Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Mark unterwegs. 

 

Wie gut es tut, nach einer intensiven Phase der Veränderungen, neu zu beginnen, nach vorne zu schauen, in der hoffnungsvollen Erwartung, dass sich abermals „Himmel und Erde“ berühren, das war an diesem Sonntag in den strahlenden und lächelnden Gesichtern der vielen Gottesdienstbesuchenden und aller aktiv am Gottesdienst Beteiligten zu sehen. Sie alle waren zu diesem Anlass in die Lutherkirche gekommen. Würdig, freudig und feierlich unterstrichen wurde der Neustart der Gemeinde von den Darbietungen des Projektchores unter Leitung von Uwe Schiemann und dem Posaunenchor Wiblingwerde und Dahle unter der Leitung von Reiner Nowak. 

Doch damit die Erwartungen erfüllt werden können, braucht es auch das entsprechende Personal, das in diesem Gottesdienst in Altena offiziell installiert und eingeführt wurde. 

 

Das Interprofessionelle Pastoralteam (IPT)

Zum ersten Mal wurde im Kirchenkreis Iserlohn in einer Gemeinde ein Interprofessionelles Pastoralteam ins Amt gesetzt und an diesem Tag durch die Superintendentin Martina Espelöer unter Mitwirkung von Katja Pischke, Leiterin des kreiskirchlichen Jugendreferates feierlich eingeführt. Gebildet wird es von der Gemeindepädagogin Nina Schnelle, die seit dem 1. Dezember 2022 ihren Dienst aufgenommen hat und sich der Gemeinde bei verschiedenen Anlässen und im Halten zweier Weihnachtsgottesdienste präsentieren konnte, dem Gemeindepädagogen Andreas Triebler (der aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein konnte). Als Dritter im Bunde gehört Pfarrer Wolfgang Kube, der bisher Pfarrer in Nachrodt war, mit einem neuen Zuschnitt seines Aufgabenbereiches dazu. So richtig komplett wird das neue Interprofessionelle Pastoralteam voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte, wenn die z.Zt. offene zweite Pfarrstelle besetzt werden wird. 

Wie gut das Zusammenspiel des Teams schon im Neubeginn funktioniert, konnten die Gottesdienstbesucher*innen in der gemeinsam mit Pfrn. Anke Leuning gehaltenen Predigt erleben, in der die drei, mit einem klaren Blick nach vorne, die Gemeinde mit auf den Weg nahmen.

„Wenn liebgewordene Strukturen nicht mehr passen, gar nicht mehr vorhanden sind, und dem entsprechend nicht mehr tragen können, muss man neue Wege gehen“, so Pfarrer Kube und führt fort: „Mit der Hoffnung, die Gott uns schenkt, können wir über Mauern springen, – so wie es ein Bibelspruch, eine ehemalige Jahreslosung  – es erzählt. Manchmal muss man schauen, was notwendig ist, und Not wenden.“ Daran kann Pfarrerin Leuning gut anknüpfen: „Ich freue mich, dass die Trinitatis-Gemeinde Mark mit einem modernen Leitungsteam an den Start gehen konnte, denn das eröffnet viele Möglichkeiten für die Zukunft.“ Und Nina Schnelle benennt nach einer Aufzählung von Chancen der Regionen übergreifenden Arbeit kurz und knapp die daraus folgende Konsequenz: „Alles neu. Neue Gemeinde. Neues Team“. Und zu einem Leitungsteam einer Gemeinde gehört vor allem auch sein Presbyterium.

 

Aus drei mach eins. 

Hatte jede Gemeinde bisher sein eigenes Presbyterium, so gibt nach deren Auflösung in Zukunft ein Gesamtpresbyterium. Doch bis das gewählt ist, übernimmt die Arbeit in der Zwischenzeit ein Bevollmächtigtenausschuss. Der setzt sich aus der Mehrzahl der bisherigen Presbyterinnen und Presbyter zusammen, die die Leitung der neuen Gemeinde in Einheit mit dem IPT übernehmen. Kräfte werden so gebündelt, die für die Umsetzung neuer Ideen und ein weiteres Zusammenwachsen genutzt werden können. Damit ihre Vollmacht auch wirksam werden kann, stand die Gruppe der Bevollmächtigten im Gottesdienst zu ihrer Einführung durch die Superintendentin gemeinsam vor dem Altar. Nach der Annahme ihrer Beauftragung durch das eigene ‚Ja‘ und das der Gemeinde, wurden sie von der Superintendentin unter dem Segen Gottes und den Worten „Wir seien aus Altena, Wiblingwerde oder Nachrodt, wir sind doch alle in einem Geist getränkt“, in ihre Aufgabe gesendet.

Aber nicht alle aus den bisherigen Presbyterien sind in das neue Gremium übergegangen und so wurden auch lang verdiente Presbyteriumsmitglieder im Gottesdienst verabschiedet. Wie wichtig dieses Ehrenamt für den Bestand der Gemeinden ist, wurde in den Danksagungen von Pfarrerin Leuning, der Superintendentin und der drei Vertreter aus Wiblingwerde, Nachrodt und Altena Klaus Kumke, Pfarrer Wolfgang Kube und Dan Ossenberg-Engels deutlich: „Eine Gemeinde ist lebendig, wenn viele ihre Gaben und Talente einbringen. Dazu gehört auch die Aufgabe, die Gemeinde zu leiten. Und das haben Sie mit großem Engagement getan.“

Neu geordnet, mit gestärkter personaler Kraft auf den Weg geschickt, mit Hoffnung von der Gemeinde erwartet, startete in diesem Gottesdienst an diesem Tag eine Vorfreude, die es nun zu erfüllen gilt: „Der Gottesdienst heute hier in Altena, Pfingsten oben in Wiblingwerde, ein Markt der Möglichkeiten in Nachrodt. Brücken schlagen zwischen den Orten und den Menschen“, so zeichnete Nina Schnelle einige Wegmarken auf, an denen sich im miteinander Gehen Himmel und Erde berühren können.

 

Walk and Talk

Das war auch Anlass für die Superintendentin Martina Espelöer beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus dem neuen Interprofessionellen Team einen Picknick-Rucksack für den gemeinsamen Weg zwischen Berg und Tal zu überreichen. Denn nicht erst nach neuesten Erkenntnissen aus der Managerberatung (Walk and Talk) ist das miteinander Gehen und dabei zielorientierte Diskurse zu führen, etwas, das in der Arbeit weiterbringt. Schon Jesus war mit seinen Jüngern wandernd unterwegs. Gemeinsam gehen, sich dabei austauschen und die Zentren der Gemeinde aufsuchen, bedeutet auch, dass man dabei in die gleiche Richtung nach vorne schaut, fasste die Superintendentin ihre Intention zusammen, dem neuen Team mit dem Rucksack auch die Voraussetzung für eine Wegzehrung mitzugeben.

Den guten Wünschen für den Neubeginn und seinem Gelingen schlossen sich auch Katja Pischke, Leiterin des kreiskirchlichen Jugendreferates, die Bürgermeisterin von Nachrodt-Wiblingwerde Birgit Tupat und Herr Fotiadis von der Neuapostolischen Gemeinde Altena in ihren Grußworten an.

Die Predigt im Gottesdienst endete mit einem Zitat, einer Frage des verstorbenen Schweizer Theologen Kurt Marti: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachzuschauen, wo man hinkäme, wenn man ginge.“ An diesem Tag, zum Start der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Mark, gab es eine erste Antwort. Denn sie hat sich auf den Weg gemacht es herauszufinden.

Text und Foto: Bernhard Laß