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Konfi-Camp 2020: Corona kann auch Vielfalt bringen

Präsenz in kleinen Gruppen vor Ort trifft große Gemeinschaft im digitalen Kirchraum

In diesem Jahr ist alles anders – auch das Konfi-Camp des Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn. Ursprünglich hatte das Ev. Jugendreferat in Kooperation mit den Kirchengemeinden wie im letzten Jahr eine zentrale, fünftägige Veranstaltung mit insgesamt ca. 300 Teilnehmern geplant.

Die Freude bei den Konfirmanden war groß, die Motivation der Teamer hoch – die Begeisterung über die Veranstaltung 2019 ist auch heute noch in den Erzählungen spürbar. Mit einem weinenden Auge musste das Event coronabedingt abgesagt werden. Aber das Ev. Jugendreferat und die Gemeinden wollten ihre Konfis nicht hängen lassen. „Gerade für diese Altersgruppe ist der Austausch mit Gleichaltrigen wichtig. Durch die Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen fiel diese Möglichkeit für die Jugendlichen seit Wochen weg.“, erläutert Katja Pischke, Mitglied des Konfi-Camp-Leitungsteams. „Viele haben regelrecht darunter gelitten.“ So wurde kurzerhand ein neues Konzept kreiert: "konfi-special", eine Mischung aus Präsenz in kleinen Gruppen vor Ort und gemeinsamer digitaler Zusammenkunft als Abschluss. „Es ist großartig, was in der kurzen Zeit alles auf die Beine gestellt wurde.“ Erich Reinke, Geschäftsführer des Ev. Jugendreferates und Leiter des Konfi-Camps, ist von dem Engagement der zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen ganz begeistert: „Allen Beteiligten gilt ein großer Dank für den tollen Einsatz!“ Teilgenommen haben neben dem Ev. Jugendreferat die Iserlohner Kirchengemeinden Christus, Johannes, Oestrich und Versöhnung und die Gemeinden Ergste, Westhofen und Ihmert.

Vom 5. Bis 7. August gab es zwischen 10 – 16 Uhr ein individuelles Programm in den Gemeinden vor Ort, in Gruppen aus acht bis 20 Konfirmanden, größtenteils Outdoor-Aktivitäten im Gelände, auf einem Sportplatz oder wie in der Versöhnungs-Gemeinde direkt auf dem Kirchplatz – je nachdem, was die eigenen Möglichkeiten unter Berücksichtigung des Hygienekonzeptes hergaben. Zu einem jeweiligen Tagesthema („Meine Quelle“, „Meine Durststrecke“, „Mein Haus am See“) wurden Ideen gesammelt und kreativ umgesetzt. Michael Goebel hat die Kirchengemeinde Oestrich vor Ort begleitet: „Es war toll zu erleben, mit wie viel Freude alle dabei waren - die Konfis und die Teamer.“

Um doch wenigstens einmal am Tag alle Teilnehmer zusammen zu bringen, traf man sich um 16 Uhr zu einem gemeinsamen digitalen Tagesabschluss. Philipp Sternemann vom Ev. Jugendreferat leitete den Abschluss vom „Studio Varnhagenhaus“ aus, die Gemeinden schalteten sich per Zoom zu: „So haben wir eine Verknüpfung, obwohl jeder vor Ort ist. Die Corona-Einschränkungen führen so zu einer riesengroßen Vielfalt.“ Die wurde dann auch in dem Mini-Gottesdienst präsentiert, den Jan Märtins aus der Ev. Kirchengemeinde Letmathe moderiert hat. Die Gemeinden hatten kleine Videos von den Kreativ-Aktionen gedreht, die zwischendurch eingespielt wurden. Ein kurzer, geistlicher Impuls rundete das Programm ab. Felix Strauss aus der Gemeinde Ergste sorgte dafür, dass die Technik mitspielt. So konnten alle Beteiligten ihre Erlebnisse teilen und Gemeinschaft erleben, auf ganz neue Art und Weise. Zusammen Spaß haben kann man eindeutig auch im Video-Zusammentreffen: das haben das Team im Varnhagenhaus und die Konfis vor Ort gemeinsam bewiesen (s. Foto). Philipp Sternemann und Marius Eilhoff rockten an Klavier und Cajon für alle Konfis mit, die leider coronabedingt nicht selbst mitsingen durften. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch: zum Schluss gab es sogar Applaus per Video aus den Gemeinden.

Ganz neu war auch die „Digitale Nachtkirche“: ein freiwilliges Angebot von 20 – 22 Uhr, nicht nur für die Konfis, sondern für alle Jugendlichen. Per Zoom konnten sich Interessierte in einen „digitalen Kirchenflur“ einwählen und von dort aus verschiedene Räume besuchen. Die Angebote waren vielfältig. So gab es einen Konzert- und einen Geschichten-Raum, eine Dankes-Station und eine für Herzensangelegenheiten, in der Austausch- und der Ansprech-Bar gab es Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen, und wer wollte, konnte sich segnen lassen oder sogar für einen lieben Menschen eine Kerze anzünden lassen. „Das war für viele der bewegendste Moment – diese Verknüpfung von digital und echt.“, weiß Philipp Sternemann zu berichten. Solche Angebote nehmen seiner Erfahrung nach auch viele Menschen in Anspruch, die bisher nicht den sonntäglichen Gottesdienst besuchen. „Wir brauchen solche zusätzlichen Angebote.“ Im Gespräch mit ihm spürt man seine Leidenschaft für diese neuen Wege, die Ideen sprudeln förmlich aus ihm heraus. Kann das die Zukunft für Jugend-Gottesdienste? „Es hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht und wir werden schauen, was wir umsetzen wollen und können. Es ist eine gute Ergänzung und kann ein Weg in die Gemeinden sein.“ Der Jugend-Gottesdienst „#durchkreuzt“ im Mai diesen Jahres war jedenfalls ein voller Erfolg und auch die Konfi-Gottesdienste „Historymaker“ sollen wieder aufgenommen werden. Man darf gespannt sein – und sich aufs Mitmachen freuen!  Text: Heike Kiefer   Fotos: Heike Kiefer / Isabelle Niehus